Sollte sich deine Ernährung nach der Jahreszeit richten?

Die saisonale Ernährung geht von der Vorstellung aus, dass unser Körper je nach Jahreszeit bestimmte Lebensmittel braucht und verlangt. Aber stimmt das?

Jeden Frühling dasselbe Spiel: Um im Sommerurlaub eine gute (Strand-)Figur zu machen, verzichten viele schon Wochen vorher auf Kohlenhydrate. Steckt dahinter nur der Wunsch, noch schnell ein paar Pfund loszuwerden – oder sind wir gar evolutionsgeschichtlich darauf programmiert, das zu essen, was gerade Saison hat? Und brauchen wir zu verschiedenen Zeiten des Jahres unterschiedliche Nährstoffe?

„Verfechter der saisonalen Ernährung behaupten, dass wir in den Sommermonaten aufgrund der verstärken Transpiration von Natur aus eher zu wasserreichen Lebensmitteln wie Melonen, Beeren und Pfirsichen greifen“, erklärt Dr. Mike Molloy, Gründer von M2 Performance Nutrition. „In den kühleren Monaten [so die Theorie] haben wir hingegen eher Appetit auf Gemüse, Getreide und fettreiche Lebensmittel – möglicherweise, um mehr Körperfett einzulagern.“

Jeder, der an einem kalten Winterabend schon einmal den Drang verspürt hat, eine komplette Packung Kekse zu verputzen, weiß, dass da was dran ist. Aber was genau bedeutet „saisonale Ernährung“ eigentlich?

Was ist saisonale Ernährung?

„Wer von saisonaler Ernährung spricht, meint damit auch regionale Lebensmittel – es geht darum, das zu verzehren, was vor Ort wächst und gerade Saison hat“, erklärt Daniel Clarke, Manager für nachhaltige Ernährung bei Huel. Klingt einfach, ist aber nicht immer mit dem modernen Leben vereinbar. Clarke fährt fort:

„Was, wenn deine Eltern aus Japan kommen, du aber in Italien lebst, oder du beschließt, zwei Wochen in der Karibik Urlaub zu machen? Bedeutet saisonale Ernährung in diesem Fall, dich nach deinen Genen zu richten – oder danach, wo du dich momentan aufhältst? Wie lässt sich so etwas überhaupt bestimmen? Wie lange muss man in einem Land verbringen, bis sich die saisonale Ernährung nicht mehr danach richtet, woher man kommt, sondern danach, wo man lebt?“

Offensichtlich leben wir Menschen nicht nach diesem Prinzip, zumal sich die Definition einer „saisonalen Kulturpflanze“ von Land zu Land unterscheidet und wir dank der Wissenschaft so ziemlich alles zu jeder Jahreszeit anbauen können. „Ob wir evolutionsgeschichtlich darauf programmiert sind, das zu essen, was gerade Saison hat? Nein. Der Mensch ist anpassungsfähig, was es ihm ermöglicht hat, überall zu überleben, von der Arktis bis Feuerland“, so Clarke.

Und was sagt die Wissenschaft dazu?

Saisonale Ernährung und Wissenschaft

„Es gibt nicht genügend Studien, die sich mit diesem Ansatz beschäftigen, daher ist es schwierig, ihn aus einer evidenzbasierten Perspektive zu untersuchen“, erklärt Malloy.

Eine Studie aus dem Jahr 2018, die sich mit der saisonalen Ernährung älterer Erwachsener in der Türkei befasste, brachte indes einige interessante Ergebnisse hervor. Im Rahmen der Studie notierten Männer und Frauen über 65 Jahre alles, was sie in den verschiedenen Jahreszeiten aßen. Bei beiden Geschlechtern war eine erhöhte Kalorienaufnahme in Form von Kohlenhydraten, pflanzlichem Protein, n-3-Fettsäuren und Natrium erkennbar. Insbesondere die Frauen nahmen im Frühling vermehrt Vitamin C, Eisen und Zink auf, während ihre Aufnahme von Cholesterin, Retinol, Vitamin D und Niacin im Herbst am höchsten war; dies deutet auf unterschiedliche biologische Bedürfnisse in den verschiedenen Jahreszeiten hin. Problem: Während die Studie zwar feststellte, dass jahreszeitlich bedingt unterschiedliche Nährstoffe aufgenommen wurden, zeigte sie keinen entsprechenden Nutzen auf und kam lediglich zu dem Schluss: „Es ist unklar, ob Ernährungspläne für ältere Erwachsene von saisonalen Veränderungen in den Essgewohnheiten profitieren.“

Clarke stimmt zu, dass Belege für den Nutzen einer saisonalen Ernährung bislang spärlich sind. Er verweist auf eine Studie des „Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics“ sowie auf eine Studie des „European Journal of Clinical Nutrition“, die beide zu dem Ergebnis kommen, dass die Menschen im Winter zwar etwas mehr zu sich nähmen als im Sommer, der Unterschied jedoch nicht signifikant sei.

Die Vorteile der saisonalen Ernährung

Angesichts der derzeitigen Beweislage ist der Mehrwert einer Ernährung, die sich nach den Jahreszeiten richtet, als sehr gering einzuschätzen. Gibt es denn überhaupt einen Nutzen? „Der einzige Nährstoff, den wir über alle Jahreszeiten hinweg im Auge behalten müssen, ist Vitamin D“, führt Clarke an. „Unser Körper braucht Sonnenlicht, um Vitamin D herzustellen, was bedeutet, dass es während der Wintermonate schwierig sein kann, genügend Vitamin D zu bekommen. Ob eine saisonale Ernährung dieses Problem löst? Nicht wirklich. Fettreicher Fisch enthält Vitamin D, unabhängig von der Jahreszeit. Die Lösung ist die Einnahme von Vitamin D in Form von Nahrungsergänzungsmitteln.“

Unterm Strich

Aus wissenschaftlicher Sicht scheint der Verzehr bestimmter Lebensmittel zu bestimmten Jahreszeiten keine ernährungsphysiologischen Vorteile zu bringen

„Nichtsdestotrotz“, so Malloy weiter, „besteht ein großer Vorteil der saisonalen Ernährung darin, dass lokal produzierte Lebensmittel, die gerade Saison haben, zu den besten Vitamin- und Mineralstoffquellen gehören – verglichen mit Lebensmitteln, die Tausende von Kilometern entfernt geerntet werden, lange bevor sie ihre volle Reife (und Mikronährstoffdichte) erreicht haben.“

Nach Angaben der Michigan State University „ist bei regionalen Lebensmitteln die Zeitspanne zwischen der Ernte und dem Verzehr kürzer, und es ist weniger wahrscheinlich, dass der Nährstoffgehalt abgenommen hat. Lebensmittel, die aus fernen Ländern importiert werden, sind oft älter, haben eine lange Reise hinter sich und lagern in Verteilungszentren, bevor sie in den Supermarkt kommen.“ 

Und was lernen wir daraus? Deine Gesundheit profitiert nicht davon, wenn du Nüsse und Äpfel nur im Herbst ist oder Lammfleisch nur im Frühling – aber wenn du dich für regionale Produkte entscheidest, kannst du das Beste für dich herausholen, weil sie einfach frischer sind. Es kommt also weniger auf die Jahreszeit an, sondern vielmehr darauf, dass du zu lokalen, hochwertigen Produkten greifst.

Du möchtest mehr über saisonale Ernährung erfahren? Lies unsere Artikel darüber, wie sich der Wechsel der Jahreszeiten auf die Hautgesundheit auswirken kann.

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