Neue Saison, dieselbe alte Pflegeroutine? Hier erfährst du, was dein Teint wirklich braucht …
Wir Menschen richten unsere Garderobe ja traditionell nach dem Thermometer aus: Im Herbst und Winter hüllen wir uns in dicke Wollpullis & Co., im Frühling und Sommer greifen wir dann lieber zu leichtem Leinen und legen unsere Gliedmaßen frei. Aber was ist mit dem Gesicht? Tja, da bleiben die meisten jahrein, jahraus derselben Hautpflegeroutine treu – ihrem geliebten Fläschchen Serum, das sie von Neujahr bis zum nächsten Weihnachten begleitet.
Doch genau wie unser Körper einen saisonbedingten Outfitwechsel fordert, so verändern sich auch die Ansprüche der Gesichtshaut je nach Jahreszeit. Eine Studie von 2018 im „British Journal of Dermatology“ zeigt auf, dass sich der Wandel der Elemente auf den Feuchtigkeitsgehalt und die Textur deiner Haut auswirken kann.
Zum Beispiel gerade jetzt, in der Übergangszeit vom Sommer zum Herbst, also von einer wärmeren in eine kühlere Umgebung. Hast du schon bemerkt, dass sich dein Teint zunehmend rauer, schuppiger und gereizter anfühlt? Wir verraten dir, was unter der Oberfläche vor sich geht.
„Wetterveränderungen haben einen direkten Einfluss auf die oberste Hautschicht, die auch als Hautbarriere bezeichnet wird“, sagt Dr. Timothy Clayton, beratender Dermatologe bei Pall Mall Medical. Und tatsächlich ist eine optimale Versorgung mit Feuchtigkeit der Hauptfaktor, wenn es um einen gesunden Teint geht. Doch gerade bei niedrigen Temperaturen kämpft die Haut damit, genügend Feuchtigkeit zu speichern.
Warum das so ist? „Wenn die Luft draußen kalt und trocken ist, verliert deine Haut viel schneller Feuchtigkeit“, erklärt Dr. Clayton. „Ein plötzlicher Abfall der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit bedeutet, dass sie [deine Haut] doppelt so hart arbeiten muss, um ausreichend hydriert zu bleiben, vor allem bei extremer Kälte.“ Risse in der obersten Hautschicht und Entzündungen lassen da oft nicht lange auf sich warten.
Doch während der kühleren Monate existieren noch mehr Einflussfaktoren. Auch wenn du dieses Jahr wahrscheinlich bewusster heizt, wirst du sicher hier und da das Thermostat aufdrehen oder ab und zu eine schöne heiße Dusche genießen. „Die Hitze in Innenräumen kann deiner Haut schaden“, erklärt Dr. Clayton weiter. „Sie saugt die Feuchtigkeit aus der Atmosphäre, die Luftfeuchtigkeit sinkt. Dadurch wird die Hautbarriere gestört und geschwächt, was Trockenheit und Reizungen begünstigt.“
Auch der Wechsel von warmen Innenräumen in die Kälte draußen kann die Situation verschlimmern. „Dies wirkt sich auf unser Kapillarnetz – die Blutgefäße in unserem Körper – aus und führt dazu, dass sie sich ausdehnen“, fügt Clayton hinzu. Menschen mit Akne, Rosazea und Ekzemen reagieren darauf besonders empfindlich.
Sind die Feiertage erst einmal vorbei, wird das Wetter in der Regel milder. „Wenn die Luftfeuchtigkeit steigt, fällt es deiner Haut leichter, den Feuchtigkeitshaushalt zu regulieren“, sagt Dr. Qian Xu, Mitbegründerin und medizinische Leiterin von REDjuvenate Medical. „Aber es wird einige Zeit dauern, bis sich deine Haut an das wärmere Klima gewöhnt.“
Gerade während dieser Monate hat die Hautbarriere vermehrt mit überschüssigem Fett zu kämpfen, was viele Menschen anfälliger für Unreinheiten macht. „Das Filaggrin – ein Protein, das für die Rolle der Haut als Schutzbarriere unerlässlich ist – hat die Haut abgeflacht und dicker gemacht, um sie über den Winter zu schützen“, erklärt Dr. Xu. „Im Sommer kann dies jedoch zu einem Überschuss an Hautfett führen, das die Haut belastet, da Öle auf der Oberfläche eingeschlossen werden – was eine Ansammlung von Bakterien und verstopfte Poren nach sich zieht.“ Doch zum Glück stellen Aknepatienten meist bald fest, dass die Sonne aktiv dabei hilft, diese Ausbrüche zu mildern.
Aber nicht nur ein paar zusätzliche Pickel machen uns in dieser Jahreszeit das Leben schwer. Heuschnupfengeplagte können ein Lied davon singen …
„Im Frühling ist unser Teint einer Vielzahl von Allergenen wie Pollen ausgesetzt, die unsere Haut zum Jucken und die Nase zum Laufen bringen“, erklärt Dr. Clayton. „Das kann vor allem die empfindliche Haut um die Augen herum reizen und zu trockenen Stellen um die Nase herum führen.“
Nicht nur Wetterveränderungen, auch genetische Faktoren haben Einfluss auf unseren Teint. So sind manche Hauttypen anfälliger als andere. „Wenn du zu trockener, empfindlicher Haut neigst, kann deine Haut bei Kälte stark dehydriert sein“, sagt Dr. Hasia Al Khubra, Hausärztin mit Schwerpunkt Haut und Ästhetik sowie Gründerin von Doctors Dose.
„Gleichermaßen verschlimmern sich Ekzeme und Rosazea, wenn es kühl ist.“ Nicht zuletzt spielt auch die Hautpigmentierung eine Rolle, wobei hellere Typen tendenziell stärker betroffen sind als dunklere, deren Haut mehr Melanin enthält.
Auch die Ernährung ist wichtig – all die knackig-frischen Sommersalate, die du dir im August gegönnt hast, stehen im krassen Kontrast zu den reichhaltigen Eintöpfen, mit denen du dir im Dezember den Bauch (und die Seele) wärmst. „Wetterveränderungen können sich sogar noch deutlicher auf unsere Haut auswirken, weil wir oft gleichzeitig auch unsere Essgewohnheiten ändern“, so Ernährungsberaterin Eli Brecher.
„Im Winter fehlt es an Obst, das Feuchtigkeit liefert, und der Konsum von entzündungsfördernden cremigen Soßen, üppigen Desserts und Alkohol nimmt zu. Versucht man obendrein, für den Sommer „in Form“ zu kommen, kann das Kaloriendefizit zu einem Nährstoffmangel führen, der den Abbau von Kollagen und ein Nachlassen der Hautelastizität begünstigt.“
Der Jahreszeitenwechsel muss jedoch nicht zwangsläufig eine Periode mit Hautproblemen einläuten. „Der Schlüssel zum strahlenden Winterteint liegt in der Feuchtigkeitszufuhr“, erklärt Dr. Clayton. „Vermeide lange, heiße Bäder oder Duschen, die der Haut Feuchtigkeit entziehen, und achte auf ausreichend Schlaf, damit sie sich über Nacht regenerieren kann.“
Eine der wichtigsten Veränderungen im winterlichen Alltag betrifft die Ernährung: „Bekämpfe die Trockenheit bei kaltem Wetter, indem du reichlich nährstoffreiche, gesunde Fette wie Lachs, Avocado, Olivenöl, Nüsse und Samen zu dir nimmst“, empfiehlt Brecher.
Deine Haut schreit im Winter ebenfalls nach zusätzlichen Streicheleinheiten aus dem Badezimmerschrank. Dr. Clayton rät vor dem Schlafengehen zu einem parfümfreien Reiniger, um Schmutz zu entfernen, ohne der Haut ihre natürlichen Öle zu entziehen. Anschließend empfiehlt es sich, eine reichhaltigere Feuchtigkeitspflege aufzutragen als in den wärmeren Monaten. Morgens solltest du dann eine Creme mit Lichtschutzfaktor wählen, denn UVA-Strahlen machen auch vor klirrender Kälte nicht Halt.
Obwohl jede Haut verschieden ist, profitieren die meisten Menschen von einer täglichen Dosis Hyaluronsäure, merkt Dr. Al Khubraan an: „Sie ist ein natürlich vorkommendes Zuckermolekül in der Haut, das Wassermoleküle an Kollagen bindet und deshalb so feuchtigkeitsspendend ist. Ein aufhellendes Serum wie Vitamin C kann zu dieser Jahreszeit ebenfalls hilfreich sein, um einen fahlen, müde wirkenden Teint zu beleben.“
Und wenn der Wetterbericht im Frühling und Sommer wieder rosigere Zeiten verspricht? Dann gilt es, deine Haut besonders gut schützen. „Trage regelmäßig eine Pflege mit Lichtschutzfaktor auf, denn erhöhte Sonneneinstrahlung kann zu vorzeitiger Hautalterung führen – vor allem, wenn du blass bist oder es in deiner Familie Fälle von Hautkrebs gibt“, sagt Dr. Clayton. Genau wie im Winter ist auch jetzt die richtige Ernährung wichtig.
„Wenn es warm ist, solltest du Antioxidantien aus farbenfrohem Obst und Gemüse wie Beeren, Süßkartoffeln und Roter Bete zu dir nehmen, um freie Radikale zu bekämpfen und die Haut vor Sonnenschäden zu schützen“, fügt Brecher hinzu.
Außerdem solltest du deine Pflegeprodukte den Temperaturen anpassen, um Reizungen und Unreinheiten zu vermeiden. „Verwende zweimal täglich eine gute Reinigungsmilch, um überschüssiges Öl und Talg zu entfernen“, empfiehlt Dr. Al Khubra. „Auch der Wechsel zu einer leichteren Feuchtigkeitscreme ist ratsam.“
Ein sanftes Peeling kann ebenfalls helfen. „Es hilft, abgestorbene Zellen zu entfernen, die die Haut verstopfen können, und sorgt für einen glatteren, strahlenderen Teint“, so Dr. Clayton. Wenn sich dein Teint trotz aller Fürsorge nicht beruhigt und dir dein Hautbild unangenehm ist, solltest du dir fachkundige Hilfe bei einem Hausarzt oder Dermatologen holen. Schließlich ist es wichtig, dass du dich wohl in deiner Haut fühlst, das ganze Jahr über.
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