Warum du dir diesen Sommer Pickleball rauspicken solltest

Pickleball wird immer beliebter. Manche sprechen sogar vom ultimativen Sport, um Freunde zu finden. Aber ist die sanfte Ballsportart mit Schläger nur ein langer Ausläufer der Pandemie – oder wird sie dem Hype tatsächlich gerecht?

Der Sommer ist da, und alle reden über: Pickleball! Der sportliche Mix aus Tennis, Badminton und Tischtennis geht nicht nur bei TikTok durch die Decke (81,9 Millionen Posts), sondern erobert auch die Sportplätze in deiner Nähe.

Beim Pickleball gib es weniger Regeln als beim Tennis oder Badminton, was den Sport zugänglicher macht. Und es geht dynamischer zu als beim Tischtennis. Promis in den USA sind angeblich verrückt danach, darunter Top-Athleten wie Tom Brady und LeBron James, Hollywoodstar Leonardo DiCaprio, Unternehmer Bill Gates und die Kardashians.

Für die Profi-Spielerin Mari Humberg, die in der Major League Pickleball antritt und bereits mehrere Medaillen gewonnen hat, ist Pickleball das ultimative Spiel unter Freunden: „Es ist ein geselliger Sport, der Interaktion, Teamwork und einen freundschaftlichen Wettbewerb fördert", findet sie.

Und sie fügt hinzu: „Selbst wenn du gegen deine sportlichen ‚Feinde‘ antrittst, punktet Pickleball mit einem strukturierten und respektvollen Wettkampfumfeld, das einen gesunden Wettbewerbsgeist weckt und sogar Raum gibt, um sich gegenseitig ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Dadurch macht das Ganze noch mehr Spaß.“

Was ist Pickleball? (Und warum reden alle darüber?)

Humberg hat eine Antwort darauf, warum Pickleball gerade groß im Kommen ist: Die Sportart hat während der Pandemie einen Aufschwung erlebt – als Aktivität, die man im Freien und „mit Abstand“ durchführen kann. Das Spiel hat es seiner Zugänglichkeit, seiner Einfachheit und dem Gemeinschaftsaspekt zu verdanken, dass es immer beliebter wird (und nicht zuletzt zahlreichen Promis, die in den sozialen Medien darüber posten).

Okay, jetzt wissen wir also, dass Pickleball super ist und voll im Trend liegt. Aber was genau IST es eigentlich? Gute Frage. Pickleball wurde angeblich 1965 vom ehemaligen US-Kongressabgeordneten Joel Pritchard aus dem Bundesstaat Washington entwickelt und wird auf einem Badmintonfeld mit einem modifizierten (kleineren und kürzeren) Tennisnetz gespielt. Die Spieler schlagen mit Schlägern, den so genannten „Paddels“, einen gelochten Polymerball übers Netz. Das Spiel kann im Einzel oder im Doppel gespielt werden.

Im März 2023 veröffentlichte Daten besagen, dass 48,3 Millionen erwachsene Amerikaner – das sind rund 19 % der gesamten erwachsenen Bevölkerung – im Vorjahr mindestens einmal Pickleball gespielt haben. Im Vereinigten Königreich sind laut einer aktuellen Schätzung rund 7.000 Spielerinnen und Spieler aktiv, Tendenz steigend.

„Pickleball spricht ein breites Publikum an, unabhängig vom Alter oder Leistungslevel, also von Kindern bis Senioren. Das liegt daran, dass es Elemente anderer Schläger- und Paddelsportarten so kombiniert, dass das Spiel leicht zu erlernen ist, aber dennoch einen gewissen Wettbewerbscharakter mitbringt“, erklärt Humberg. Hinzu kommt, dass im gesamten Vereinigten Königreich neue Pickleball-Plätze gebaut werden und auch in deutschen Landen macht sich dieser Trend bemerkbar. Ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen.

Was die Ausrüstung angeht: Die meisten Pickleball-Paddles sind 17,8 bis 20,3 cm breit und etwa 38,1 bis 40,6 cm lang. Die regulären Bälle wiegen zwischen 22,1 g und 26,5 g und sind größer und leichter als Tennisbälle.

Wie wird Pickleball gespielt?

Wie beim Tennis musst du kein Spitzensportler sein, um Spaß an Pickleball zu haben: Such dir einfach einen Gegner auf deinem Level, und schon kann’s losgehen!

„Einer der vielen tollen Vorteile von Pickleball ist, dass Spieler und Spielerinnen jeder Leistungsstufe auf ihrem eigenen Wettkampfniveau spielen können“, erklärt Zane Navratil, zweifacher Meister im Einzel - und Pickleball-Trainer. „Egal, wie gut oder schlecht du bist – es gibt immer jemanden, der auf demselben Niveau spielt.“

Es ist aber vielleicht keine so gute Idee, Navratil direkt als ersten Gegner zu wählen: Angeblich hat er mal einen neuen Spin-Aufschlag erfunden, der mittlerweile als „zu elitär“ gilt und daher verboten wurde.

Zum Spielen brauchst du ein Paddel je Spieler, einen Ball und ein 6,1 x 13,4 m großes Feld. Außerdem werden geeignete Schuhe empfohlen. Eine vollständige Übersicht der Regeln findest du in den Richtlinien von Pickleball England.

Kurz zusammengefasst: Du schlägst diagonal über das Netz von unten auf. Bei den ersten beiden Schlägen muss der Ball auf dem Boden aufkommen, bevor er zurückgeschlagen werden kann, und wie beim Squash kann nur die aufschlagende Seite Punkte erzielen. Das klingt kompliziert, aber am besten schnappst du dir einfach einen Schläger und legst los.

Vom körperlichen Standpunkt aus betrachtet, sind Beweglichkeit, Hand-Augen-Koordination und Fitness „entscheidend“, so Humberg.

„Workouts wie Pendelläufe, schnelle Schrittfolgen auf der Koordinationsleiter und Widerstandstraining können die Leistung verbessern“, sagt sie. „Superwichtig sind auch Dehnungs- und Flexibilitätsübungen, um Verletzungen vorzubeugen.“

Welche Vorteile hat Pickleball aus wissenschaftlicher Sicht?

Pickleball ist nicht nur ein geselliger Sport, sondern bringt auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit, z. B. eine verbesserte Herz-Kreislauf-Gesundheit, ein besseres Gleichgewicht und mehr Koordination sowie kräftigere, definiertere Muskeln.

In der ersten ernsthaften Studie zum Thema bezeichneten Forscher von Apple die Sportarten Pickleball und Tennis als „Gewinn für die allgemeine Gesundheit“.

Anhand der Apple-Watch-Daten von Pickleball-Spielern fanden die Autoren der „Apple Heart and Movement Study“ heraus, dass sich Pickleballer zwar nicht so intensiv bewegen wie Tennisspieler, aber im Durchschnitt 90 Minuten lang bei 70 % ihrer geschätzten maximalen Herzfrequenz aktiv sind – was den aktuellen wöchentlichen Bewegungsrichtlinien im Vereinigten Königreich und den USA entspricht und die Herz-Kreislauf-Gesundheit fördert.

Teil der Studie war auch einen Fragebogen über mentale Gesundheit. Bei Menschen, die häufig Pickleball spielen, wurden 60,1 % weniger Anzeichen für Depressionen festgestellt als bei Personen, die weder Pickleball noch Tennis spielen. Dieses bestätigt das Ergebnis einer anderen Studie, die im Februar 2023 in der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht wurde.

Diese andere Studie untersuchte 13 wissenschaftliche Arbeiten und fand heraus, dass 90,74 % der Teilnehmer über 50 Jahre alt waren und „signifikante Verbesserungen“ in den Bereichen persönliches Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit, Depression, Stress und Glück zeigten.

Auch wenn weitere Untersuchungen zum Thema Pickleball nötig sind: Erwiesen ist, dass Bewegung das Gleichgewicht verbessert, die mentale Gesundheit fördert, die Lebenserwartung erhöht und das Osteoporose-Risiko senkt.

Und obgleich Spielerinnen und Spieler – wie bei jeder Sportart – auch beim Pickleball vor Verletzungen nicht gefeit sind, ist das Training erwiesenermaßen schonender. Deine Knie und dein Ellbogen werden es dir danken.

Also, was ist das Fazit … wird Pickleball den Hype überleben?

Wie’s aussieht, ist Pickleball gekommen, um zu bleiben. Laut dem jüngsten Jahresbericht von USA Pickleball gibt es in den Vereinigten Staaten inzwischen fast 12.000 Plätze. Großbritannien vermeldet 270 Pickleball-Plätze, Tendenz steigend. „Das Spiel breitet sich international aus, wenn auch nicht ganz so schnell wie in den USA“, gibt Navratil zu.

„Die Zukunft von Pickleball sieht vielversprechend aus, da immer mehr Budget in Einrichtungen und Infrastrukturen investiert wird. Die Finanzierung neuer Spielstätten speziell für Pickleball nimmt zu und sorgt dafür, dass der Sport zugänglich bleibt“, freut sich Humberg. „Es werden Ligen, Vereine und Turniere ins Leben gerufen, was ebenfalls zeigt, dass der Sport mehr institutionelle Unterstützung erhält, und darauf hoffen lässt, dass er sich als zukunftsfähig erweisen wird.“

Zwischenzeitlich erfreut sich auch ein „Rivale“ wachsender Beliebtheit: „Padel“. Nach Angaben des Internationalen Padel-Verbandes sind 25 Millionen Menschen in 90 Ländern in diesem Sport aktiv, einige Schätzungen gehen sogar von 30 Millionen aus.

Das aus Mexiko stammende Padel wird normalerweise als Doppel auf einem Platz gespielt, der etwas kleiner als ein Tennisplatz ist. Das Punktesystem ist gleich wie beim Tennis, die Regeln und Techniken sind jedoch anders. Im Vergleich zum Pickleball gilt das Training als intensiver.

Humberg und Navratil sehen die Konkurrenz locker. Beide sind der Meinung, dass die wachsende Beliebtheit von Padel dazu führen wird, dass neue Spielerinnen und Spieler zu Pickleball „rüberschwappen“. Pickleball hat Tennis nicht verdrängt und genauso wenig wird Padel den Pickelball verdrängen. Auf dem Platz ist für alle Platz.

„Sportarten wie Padel werden immer beliebter, aber Pickleball bleibt einzigartig – wegen seiner Einfachheit, der geringeren körperlichen Anforderungen und der breiten Anziehungskraft“, findet Humberg. „Es spricht alles dafür, dass sich das Wachstum von Pickleball neben diesen aufstrebenden Sportarten fortsetzt und nicht von ihnen überschattet wird.“

Mit anderen Worten: Die Zeit ist reif, dir ein Paddel zu schnappen!

Text: Tom Ward

 

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