5 Mythen über Darmgesundheit (und warum sie falsch sind)

Vom Leaky-Gut-Syndrom bis hin zu fermentierten Lebensmitteln als Probiotika: Ernährungsberaterin Kirsten Jackson deckt auf, welche Mythen aus der sagenhaften Welt der Darmgesundheit du getrost vergessen kannst.

Das steigende Interesse am Thema Darmgesundheit hat dazu geführt, dass sich im Internet jede Menge Fehlinformationen dazu verbreitet haben. Dies wiederum hat eine ganze Reihe von Mythen hervorgebracht, die mehr Fragen als Antworten aufwerfen, wenn du nach hilfreichen Tipps suchst, um aktiv etwas für deine Darmfunktion zu tun.

In diesem Artikel gehen wir auf die gängigsten Mythen ein und erklären, warum du ihnen keinen Glauben schenken solltest. Da dieser Artikel jedoch nicht jeden erdenkbaren Mythos abdecken kann, ist es ratsam, bei jeder Information zu prüfen, woher sie stammt und ob die Quelle über entsprechende Qualifikationen verfügt.

Mythos 1: Gluten macht den Darm „durchlässig“

Es wird oft behauptet, dass Gluten (ein Protein, das in Weizen, Gerste und Roggen vorkommt) die Darmschleimhaut durchlässig mache, Krankheitserreger durchlasse und so zu Entzündungen im Körper führe. Diese Behauptungen stammen zumeist von Personen, die nicht darin geschult sind, Forschungsergebnisse zu lesen, und daher falsche Schlüsse daraus ziehen.

Der Mythos beruht auf der Tatsache, dass Gluten von den Enzymen im Körper nicht abgebaut werden kann. Angeblich macht dieses unverdaute Gluten den Darm dann „durchlässig“ und verursacht Entzündungen. Fakt ist jedoch: Es gibt keine einzige wissenschaftlich fundierte Studie, die diese Behauptungen stützt!

Als Beispiel hier eine Studie aus diesem Bereich, die oft falsch interpretiert wird: Diese Studie zeigte, dass Gliadin (ein Protein, das in Weizen vorkommt) eines anderes Protein namens Zonulin aktiviert. Wir wissen, dass Zonulin die Darmschleimhaut durchlässiger macht. Auf den ersten Blick scheint diese Studie also beweisen, dass es ratsam ist, Gluten zu vermeiden. Allerdings wurde das Experiment im Reagenzglas durchgeführt – und somit in einer gänzlich anderen Umgebung als im menschlichen Darm. Daher lässt sich daraus nicht ableiten, dass der Darm in einem so hohen Maße durchlässig wird, dass Entzündungen die Folge sein können.

Mehr noch: Nicht nur, dass keine wissenschaftlichen Belege für die Leaky-Gut-Theorie vorliegen – eine glutenfreie Ernährung verringert auch die Ballaststoffaufnahme. Da Ballaststoffe aber bekanntlich das Risiko für verschiedene Entzündungskrankheiten senken, ist es definitiv keine gute Idee, sie bewusst vom Speiseplan zu streichen.

Mythos 2: Fermentierte Lebensmittel sind probiotisch

Fermentierte Lebensmitteln sind Lebensmittel, die mit lebenden Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilzen verarbeitet wurden. In letzter Zeit haben sie enorm an Beliebtheit gewonnen, weshalb sich in den Supermarktregalen fermentierte Lebensmittel wie Kimchi und Kefir stapeln, die als „probiotisch“ vermarktet werden.
Probiotika aufzunehmen, ist besonders für Personen interessant, die an Verstopfung, Reizdarmsyndrom oder sogar Durchfall leiden und diese Konditionen verbessern möchten. Zwar ist nicht ganz klar, wie genau Probiotika hierbei helfen, aber es wird vermutet, dass die lebenden Mikroorganismen deine Mikrobiota (die Gesamtheit deiner Mikroorganismen) optimieren.

Leider ist die Behauptung, dass fermentierte Lebensmittel Probiotika seien, aber falsch.

Bei einem Probiotikum müssen die lebenden Mikroorganismen den „Zielort“ in ausreichender Menge erreichen, um einen nützlichen Effekt zu haben, sprich: Um deine Darmfunktion zu verbessern und Probleme wie Blähungen oder Verstopfung zu lindern, müssten genügend lebende Mikroorganismen bis in deinen Darm vordringen. Es gibt keinen Beweis dafür, dass dies bei fermentierten Lebensmitteln der Fall ist.

Traurig, aber wahr: Selbst wenn ein fermentiertes Lebensmittel noch lebende Mikroorganismen im Endprodukt enthalten sollten, werden diese sehr wahrscheinlich im Magen abgetötet, bevor sie überhaupt eine Chance haben, den Darm zu erreichen.

Die gute Nachricht ist aber, dass fermentierte Lebensmittel trotzdem viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Wenn du Kombucha, Kimchi, Kefir & Co. also gerne isst, spricht nichts dagegen, dies auch weiterhin zu tun. Du hast aber keinerlei gesundheitliche Nachteile, wenn du sie weglässt, weil du sie schlichtweg nicht magst oder der regelmäßige Verzehr dein Budget strapaziert.

Mythos 3: Mikrobiom-Tests verraten dir, was du essen sollst

Der Begriff „Mikrobiom“ bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroben wie Bakterien, Pilze, Viren und deren Gene, die auf natürliche Weise auf und in unserem Körper leben. Wenn wir über das Mikrobiom sprechen, meinen wir in der Regel das Darmmikrobiom, von dem bekannt ist, dass es sich auf alle Bereiche unserer Gesundheit auswirken kann – vom psychischen Wohlbefinden über unsere Fähigkeit, Vitamine zu produzieren, bis hin zum Risiko, an bestimmten Konditionen wie Demenz und Diabetes zu erkranken.

Einige Unternehmen bieten Mikrobiom-Tests auf der Basis von Stuhlproben an. Anhand der Ergebnisse geben diese Unternehmen dann spezielle Ernährungsempfehlungen. Klingt erst mal super, oder? Wäre da nicht das Problem, dass überhaupt nicht bekannt ist, wie ein „optimales“ Mikrobiom eigentlich genau aussieht. Zumindest bisher.

Denn die gute Nachricht ist, dass in diesem Bereich weiterhin kräftig geforscht wird, sodass es hoffentlich eines Tages möglich sein wird, wirklich gezielte und sinnvolle Ernährungsempfehlungen auf der Basis von Mikrobiom-Tests zu geben.

Mythos 4: Kaffee ist „schlecht“ für die Darmgesundheit

Manche Menschen meiden Kaffee als „Teufelszeug“, das der Darmgesundheit schadet. Dabei kann er in der Tat sehr nützlich sein! Die meisten trinken Kaffee wegen der darin enthaltenen psychoaktiven Substanz, dem Koffein. Koffein ist ein Stimulans und sorgt für die Wachheit, die viele von uns brauchen, um den Tag zu überstehen (oder am Morgen überhaupt erst in Gang zu kommen).

Koffein an sich ist nicht gut für die Darmfunktion – es sei denn, du verlässt dich auf seine leicht abführende Wirkung, was für manche ein beliebter Nebeneffekt ist. Koffein blockiert das Schlafhormon Adenosin, erschwert also das Einschlafen. Die Ironie dabei ist, dass Menschen, die mit schlechtem Schlaf zu kämpfen haben, oft auf Koffein angewiesen sind, um durch den Tag zu kommen. Koffein kann auch Angstzustände verschlimmern. Interessanterweise hängen sowohl Angstzustände als auch schlechter Schlaf unmittelbar mit einer Verschlechterung der Darmfunktion zusammen.

Aber es gibt ein Licht am Ende des düsteren Tunnels: Kaffee enthält nicht nur Koffein, sondern auch Polyphenole, eine Art von Antioxidantien, die für die Gesundheit deines Darms sehr nützlich sind. Polyphenole sind besonders gut als Nahrung für die Darmbakterien geeignet, was zu einer Verbesserung deiner Werte beitragen kann.

Du trinkst gerne Kaffee? Keine Sorge, du brauchst dem Genuss nicht völlig zu entsagen. Steige einfach auf die entkoffeinierte Variante um, dann vermeidest du die schädlichen Auswirkungen des Koffeins und nutzt gleichzeitig die Vorteile der Polyphenole.

Mythos 5: Das Leaky-Gut-Syndrom gibt’s wirklich

Wir haben bereits erwähnt, dass Gluten der Mythos anhaftet, die Darmschleimhaut „durchlässig“ zu machen. Dieses Phänomen ist neudeutsch als „Leaky-Gut-Syndrom“ bekannt. Tatsächlich aber ist es ganz normal, dass der Darm mehr oder weniger „undicht“ wird, um Dinge in deinen Körper zu lassen (z. B. Nährstoffe) oder zu verhindern, dass Dinge eindringen (z. B. Krankheitserreger). Diese völlig natürliche Gegebenheit wird als „Permeabilität“ bezeichnet.

Wenn dein Darm in irgendeiner Weise beschädigt ist, kann er wirklich „undicht“ werden und zulassen, dass Krankheitserreger eindringen und dafür sorgen, dass du dich unwohl fühlst. Dieser Zustand ist ein typisches Symptom für bestimmte Krankheiten wie entzündliche Darmerkrankungen oder unkontrollierte Zöliakie, bei denen sich die Darmschleimhaut entzündet.

Ungeachtet dessen gilt das „Leaky-Gut-Syndrom“ als eigenständiges Krankheitsbild, von dem behauptet wird, dass es zu diversen Problemen wie Autismus, Diabetes und „Brain Fog“ (eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit) führen könne. Personen, die an das Leaky-Gut-Syndrom glauben, schlagen oft spezielle Nahrungsergänzungsmittel oder Ernährungsweisen vor, um vermeintlich Abhilfe zu schaffen. Bis heute liegt jedoch keine einzige Forschungsarbeit vor, die diese Behauptungen stützt.

Zusammenfassung

Um die komplexe Welt der Darmgesundheit ranken sich zahlreiche Mythen. Die gute Nachricht: Für eine gesunde Darmfunktion bist du weder auf eine glutenfreie Ernährung noch auf fermentierte Lebensmittel angewiesen, und du musst dir auch nicht von heute auf morgen das Kaffeetrinken abgewöhnen.

In diesem Artikel haben wir aufgezeigt, dass zahlreiche Studien zur Darmfunktion vorliegen, diese aber oft falsch ausgelegt werden, was mitunter ziemlich wilde Behauptungen hervorbringt. Du solltest dich daher stets vergewissern, dass die Person, die dich berät, über die entsprechenden Qualifikationen verfügt, um Forschungsergebnisse richtig und sicher lesen und interpretieren zu können.

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